Fischer Manfred Goldmann
Routiniert zieht Manfred Goldmann Bleie, Kaulbarsche und Flundern aus gelben Wasserbecken an Bord des Kutters „Lütt Matten“. Seit 45 Jahren ist er Fischer. Von Altwarp aus ist der Kutter mit den Gästen und Goldmann aufs Haff hinaus gefahren. Für Kinder gibt´s beim Anschauungsunterricht Tee. Für ausgewachsene Landratten wird herber Sanddorngrog ausgeschenkt. Die Fische in den gelben Wasserbecken wurden zuvor aus den Kettenreusen im Haff gefischt. „Viele Kinder kennen ja nur Fischstäbchen“, witzelt er. Jetzt lässt Goldmann die Gäste an seinem Wissen über die vielfältigen Fische teilhaben. Bei Kaulbarschen sollte das Berühren der Rückenflossen vermieden werden. „Die tun nach einer Woche noch weh“, erklärt er. Zu Bleien berichtet er, dass sie „das vermeintliche Unkraut des Meeres“ seien. Über gefangene Flundern aus dem Haff weiß Goldmann zu berichten, dass diese besser schmecken als jene aus der Ostsee. „Das ist nicht nur Ansichtssache“, fügt der 64-jährige hinzu. Gleiches gilt auch für den Haff-Aal. Ist Goldmann mit seinen Ausführungen fertig, gibt es fliegende Fische. Jeder der beim Schaufischen begutachteten Fische landet anschließend wieder im Wasser. Die lauernden Möwen, welche das Boot aus der Luft genau im Auge haben, müssen sich andernorts am Haff nach Nahrung umsehen.
Seit drei Jahren füllt Fischer Goldmann beim Schaufischen jetzt schon die Wissenslücken der Gäste zum Thema Fisch. Neben dem Spaß ist es eben auch ein Hinzuverdienst für ihn. Lakonisch bemerkt er, dass der Fischer zufrieden ist, wenn „die Frau Arbeit hat“. Die vom Sanddorngrog gestärkten Gäste können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Wer neben der Fischerei mehr über das Dorf Altwarp erfahren möchte, ist in der Alten Schule des Ortes gut aufgehoben. Diese nennt sich jetzt „Multiples Haus“ und wird von Hannelore Hohmann betreut. Die 75-jährige hat die Heimatstube zusammen mit ihrer Schwester eingerichtet. Die beiden sind echte Altwarperinnen. Vieles können Sie berichten. Mit unverkrampftem Blick erzählt Hannelore Hohmann von Kriegsflüchtlingen oder dem Ende der DDR. Da drehten auf einmal ausgewachsene Hirsche ihre Runden durch das knapp 500 Einwohner zählende Dorf und machten sich an Äpfeln in Gärten zu schaffen. Die abtretende DDR-Führung ließ einige zur Jagd angelegte Wildgehege nahe Altwarp öffnen. Nun waren die Hirsche frei. Die haben die Altwarper abends im Ort besucht, wie Frau Hohmann sagt. „Die schauten durchs Fenster auch noch Fernsehen“, erinnert sie sich. Deren Nachkommen dürften sich heute in den Weiten der Natur rund um den Neuwarper See verstreut haben. Entspannt liegt sie da, diese stille, seichte Landschaft und schmiegt sich sanft ans Stettiner Haff. „Wer die Ruhe nahe des Meeres sucht, kann sie hier finden“, resümiert Hannelore Hohmann über Altwarp.